Barrieren im Dienste der Barrierefreiheit
Der Hochbahnsteig Benno-Ohnesorg-Brücke ist inzwischen Alltag. Wie sollte es auch anders sein. Wer dort einsteigen oder aussteigen muss, der tut das. Er gibt ja auch keine Alternative. Herr Strauch, der Wanderprediger der Stadt Hannover, würde jetzt blumig formulieren: „Die Bürger haben den Hochbahnsteig angenommen.“ Das basiert aber nicht darauf, dass irgendjemand diesen Hochbahnsteig dort haben wollte, sondern auf der Konditionierung der Menschen.
Inzwischen ist die Hochbahnsteig-Karawane unter der Projektleitung der infra mit der TransTecBau und der Üstra im Schlepptau unter dem Begleitschutz von Region Hannover und Stadt Hannover weitergezogen. Unter anderem werden nun vier Hochbahnsteige für Badenstedt geplant. Diesmal mit Bürgerbeteiligung im Vorfeld. Zwei Veranstaltungen gab es bisher, in denen die Planungsarbeiten vorgestellt wurden und in Arbeitsgruppen überlegt wurde, welche der angebotenen Varianten realisiert werden sollen. An beiden Veranstaltungen habe ich zumindest zeitweise teilgenommen.
Das Positive: Der Herren von infra, TransTecBau, Üstra, Stadt und Region strahlen hohe Fachkompetenz aus. Die Planungen werden sehr anschaulich dargestellt. Gute Präsentationen. Professionell aufbereitetes Material. Das ehrliche Bemühen mit den Bürgern eine transparente, offene Gesprächsgrundlage zu schaffen ist da.
Das Negative: Man hat wohl geahnt, dass es auch hitzigere Debatten geben könnte, weil es zumindest viele Bedenken und Ängste rund um den Hochbahnsteig Eichenfeldstrasse gibt. Deshalb hat man Herrn Künne vom Ingenieurbüro BPR als Moderator engagiert. Wenn jemand spontan diskutieren will, weißt er ruppig darauf hin, dass das hier nicht vorgesehen ist. Die Bürger bezeichnet er arrogant als Laien. Das Grundübel besteht aber darin, dass die grundsätzliche Notwendigkeit für alle Hochbahnsteige gar nicht in Frage gestellt werden darf. Mit dem Totschlagargument, „Wir sind verpflichtet überall einen barrierefreien Zugang zu schaffen“, ist jegliche Diskussion über die grundsätzliche Sinnfälligkeit der Hochbahnsteige unterbunden. Die Bürger dürfen dann darüber diskutieren, ob Ihnen Unsinn1, 2, 3 oder 4 eher zusagt. Der brave Bürger macht dieses böse Spiel mit.
Städtebaulich halte ich es nach wie vor für eine Katastrophe, dass hunderte von Hochbahnsteigen für jeweils 2-4 Millionen € in das Stadtbild geknallt werden. Hunderte von Barrieren im Dienste der Barrierefreiheit. In der Limmerstrasse will man diesen Segen nicht haben. Ich bin mal gespannt, wann der Lindener Markt drankommt oder die Haltestelle Nieschlagstrasse. Da passen Hochbahnsteige ja so wahnsinnig gut hin. Vielleicht kann amn ja im Dienste der Barrierefreiheit ganze Häuserzeilen abreißen. Irgendwann hatte ich mal gehört, dass es eigentlich nur um das konsequente Verblasen von EU-Zuschüssen geht. Na denn.
Gepostet: 17.05.2014 unter BOBBB.