Benno-Ohnesorg-Brücken-Baustellen-Blog

Die Demut von Baustellenbetreibern ist in den USA sehr viel stärker ausgeprägt als bei uns. Ich denke, solch eine Beschilderung wird es bei uns nicht geben.

Ich will mir ja nicht den Vorwurf machen lassen, dass ich nur die Benno-Ohnesorg-Brücke kenne. Deshalb bin ich mal kurz zu einer Brückenexkursion ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten geflogen. Hier zu sehen: Eine Brücke am Strand von Cape Ann, Gloucester, Massachusetts. Mal sehen, ob die neue BOB schöner wird.

Es geht voran. Der Baggerführer – vielleicht heißt er Willibald -sortiert eifrig den Schutt. Kindern im Kinderzimmer würde man sagen, wenn ihr ein bisschen was wegräumt, dann habt ihr mehr Platz beim Spielen. Aber die Wegräumer sind sicher wieder ein anderes Gewerk und somit muss „Willibald“ eben zwischen den Haufen herummanövrieren. Zu erwähnen ist auch, dass das Abrisskommando aus den neuen Bundesländern kommt. Mußte vermutlich europaweit ausgeschrieben werden. Offenbar gibt es keine lokalen Unternehmen, die so billig abreißen können. Naja, so issse, die freie Marktwirtschaft.

Bei diesem Bild könnte man denken, dass es in Südossetien oder Tschetschenien aufgenommen wurde. Aber weit gefehlt. Es handelt sich um unser beliebtes Ihmezementrum, für das der frühere Stadtbaurat Adrian sogar ein Bundesverdienstkreuz bekommen hat. Derzeit wüten Bautruppen eines Investors im Gebäudekomplex um ihm zu neuer Pracht zu verhelfen. Zweifel sind berechtigt.

Bekanntlich müssen über 100 Bäume für die neue Terrassenlandschaft gefällt werden. Hier ein paar Bilder von Bäumen, die dies garantiert treffen wird. Schade drum. Da hilft kurzfristig auch keine Ersatzpflanzung.

Nun geht der Abriss aber doch recht zügig von statten. Bei all den Absperrbemühungen ist mir noch das Versäumnis aufgefallen, dass Ruderer vor herunterfallenden Brocken gewarnt werden müßten. Es wäre doch tragisch, wenn es einen Vierer oder Achter in der Mitte zerreissen würde, weil just ein fetter Brocken in die Ihme fällt, wenn das Ruderboot unter der Brücke durchgleitet. Prinzipiell ist aber bewundernd anzuerkennen, dass die Baggerführer ihr Handwerk beherrschen.

In der heutigen HAZ steht auf Seite 24 ein sehr informativer wissenschaftlicher Artikel über die Zielsetzung des BOB-Baus. Wir erleben große Wasserbauingenieurskunst in Hannover.

Irgendwie beschlichen die Bauleute dann doch Zweifel, ob das mit dem freien Montag so zielführend ist. Am späten Vormittag wurden die Arbeiten aufgenommen.
Des Deutschen liebstes Kind, der Verkehrsschilderwald, treibt bunte Blüten. Glücklicherweise sind Radfahrer und Fußgänger in der engen Verkehrslage hinter dem Irish Pub mit sich selbst beschäftigt, sonst kämen sie vielleicht ins Grübeln.

Am wunderschönen Montagmorgen verdichten sich die Gerüchte, dass Teile der Baubranche mit der Frisörinnung fusioniert wurden. Im Klartext: Auf der Brücke tut sich nix. Morgenappell, die glatte Null. Die schweren Bagger stehen friedlich auf der Brücke und glitzern in der Morgensonne. Lediglich der Schrottsammler, der schon in der letzten Woche die Speerspitze des Aktivitätendranges dargestellt hat, sammelt weiter Kupferfolien.
Ich vermute als nächstes steht eine Fusion mit der Apothekerinnung an – oder sind die nicht als Innung organisiert – dann wird am Mittwochnachmittag auch nicht mehr gearbeitet.

Die Absperrung der Brücke für den gemeinen Fußgänger ist inzwischen allerdings bererchtigt. Es klafft bereits eine ordentliche Lücke in der Brücke und das Geländer ist auch nicht mehr intakt.

Es sieht leider nicht danach aus, als ob noch Künstler an der Trennwand zum Zuge kommen würden. Also gibt es auch kein Trompe-l’œil. Die Bretterwand wird nach oben durch schnöden Hasendraht begrenzt. Der läßt zwar die Abensonne durch, ist aber sicherlich nicht bemalbar.
Der Morgenappell um 8:45 erbringt: Arbeiter – 2.
Sozusagen als „Beschäftigungsbeifang“ wühlt ein Schrottsammler im Schutt, den ein Bagger gestern zusammengeschoben hat. Hierbei ist löblich zu erwähnen, dass der Baggerführer gestern Abend um 18:00 noch einsam aber eifrig über die Brücke geschrappt ist, um sein Werk sauber zu beenden.
Nebenbei gesagt – inhaltlich findet der Blog durchaus Zustimmung. Besonders in der Beschreibung der Ampelsituation decken sich die Aussagen aller Kenner. Dass bei manchem die gefühlte Wartezeit in Richtung 10 Minuten geht. liegt wohl daran, dass Emotion das Zeitgefühl durcheinander bringt. Die Autoschlange ging heute morgen allerdings wieder hoch bis zum Lindener Markt.