Benno-Ohnesorg-Brücken-Baustellen-Blog

Die Ampel am Eingang zur Blumenauer Straße bringt ein neues Lebensgefühl an den Schwarzen Bären. Man steht dort, unterhält sich, hat manchmal ganz viel Zeit, gelegentlich völlig unbelastet durch Autoverkehr. Alle Räder (und Füße) stehen stilllll, wenn das der schlaue Verkehrsplaner will. Die neue Lebensader von Linden, Deisterstraße, Schwarzer Bär und dann rüber in die Blumenauer, ab in den traumhaften Lindenpark, dieser Reinkarnation einer Architekturkatastrophe, ist ampeltechnisch eindeutig überbewertet. Büßen müssen die Radfahrer und Fußgänger, die diese Achse queren wollen. Gelegentlich kommt man sich vor wie in Peking an der Ampel. Polizeibeamte, die ich kürzlich ansprach, sagten, dass sie den Mißstand schon mehrfach gemeldet haben, aber wen interessiert das schon. Den gesammelten Pressesprechern aller Behörden ist kein Problem bekannt. Woher auch.

Kleiner Plausch an sedierender Ampelschaltung

Die gute Nachricht: Vergessen ist die Baustelle noch nicht. Die Schlechte: Es tut sich nichts konkretes. Heute morgen, 8:45, stehen zwei Menschen, die offenbar irgendetwas mit der Baustelle zu tun haben, auf der Brücke. Ein Klemmbrettträger und ein IMNEKT, Hände tief in den Taschen, um unüberlegte Handgriffe zu vermeiden. Da aber weit und breit kein Werkzeug verfügbar ist, kann aber auch nicht so leicht unbedachtes passieren. Sie genießen die Ruhe der Baustelle und sinnieren vermutlich über kleinere beschäftigungstherapeutische Maßnahmen. Die Ruhe, die die beiden ausstrahlen, hatte etwas beneidenswertes. Die wunderbare Herbstwetter macht es einem aber auch schwer, an Arbeit zu denken.

Eigentlich ideales Wetter zum Arbeiten

Irgendwann kommt dann der böse Winter mit Frost und schlechtem Wetter und dann ist es wirklich nicht mehr zumutbar im Freien zu arbeiten.

Mit großer Spannung näherte ich mich heute der Benno-Ohnesorg-Brücke, umso größer war der Frust. Der Morgenappell bringt eine glatte Null in allen Berufsgruppen. Am Freitag gab es ein Fünkchen Hoffnung, weil auf der Brücke vielversprechendes Baugerät abgelegt wurde. Aber es handelte sich offenbar um eine trichreich inszenierte Scheinaktivität. Der Bagger ist wieder weg und es ist unklar weshalb er zum Zwischenstop auf der Brücke stand. Ãœbrig bleibt ein verwaister „Bohrer für echte Männer“ und  ein bisschen Zubehör.

Ein echter Bohrer

Die Frage der Woche lautet: Wer kann etwas mit dem Bohrer anfangen?

Der Däne an sich ist einfallsreich. Wenn schon nix los ist auf dem Parkplatz der Bauakteure, dann kann man den auch als Campingplatz benutzen. Zu warnen ist allerdings vor der Rattenplage am Ihmeufer und vor den Staubwolken aus dem Ihmezementrum, wenn dort der große Steinbeisser an der Arbeit ist.

Neue Campingofferten am lauschigen Ihmeufer

Der Morgenappell zum 5.9. weicht überraschenderweise von dem der letzten Wochen ab. Es bewegt sich etwas. Ein neuer Bagger steht auf der Brücke. Weiteres Gerät liegt bereit. Ein wichtiger PKW mit Rundumleuchte auf dem Dach deutet auf Ereignisse hin, mit denen fast nicht mehr zu rechnen war.

Die personelle Besetzung ist eher dünn, aber wir wollen ja nicht gleich von 0 auf 100 durchstarten und das an einem Freitag.

Gesichtet um 8:45 (ohne Gewähr):
IMNEKT – 0
Klemmbrettträger – 0
Vorarbeiter – 0
Baufahrzeugführer – 0
Arbeiter – 1

Es scheint angemessen am frühen Nachmittag nochmal einen Baustellenbesichtigung durchzuführen.

Der Morgenappell bringt nun schon über viele Wochen das gleiche Ergebnis. Fünf mal die 0. Ich bin wirklich gespannt, wann sich diese Bräsigkeit in der Baustellengestaltung ändert. Vielleicht könnte man vorübergehend einen Abenteuerspielplatz auf der Brücke einrichten.

Es war ein mal, da hatten ein paar Männer gelbe Streifen übrig. Diese klebten Sie sinnentleert in die ersten Meter der Humboldstrasse.

Nun wartet man auf den ersten Unfall, da Autofahrer vollkommen desorientiert in die Humboldtstrasse einbiegen, Radfahrer sich im Schilderslalom üben und Fußgänger eh nicht mehr wissen, wo sie hingehören.

IMNEKT – 0
Klemmbrettträger – 0
Vorarbeiter – 0
Baufahrzeugführer – 0
Arbeiter – 0

Die Stadt ringt offenbar weiter um die sog. Baufreiheit. Dies passiert aber entweder unter Wasser, wo man es nicht sieht, oder ganz weit weg. An der Baustelle selbst ist nun bereits in der 6. Woche gähnende Leere.

Eigentlich hätte dieser Blog schon vor 3 Monaten starten können, aber die Idee kam mir leider erst später. Naja, es bleiben sicher noch über 3 Jahre, an denen der Benno-Ohnesorg-Brückenbau zu beobachten ist. Wenn Benno das gewußt hätte.